Kompetenznachweis Kultur

In unse­rer Pro­jekt­ar­beit nut­zen wir den vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung aner­kann­ten Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur (KNK). Der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur ist ein Bil­dungs­pass, der die Stär­ken von Jugend­li­chen auf­zeigt, die her­kömm­li­che Schul­zeug­nis­se nicht erfas­sen. So wer­den die sozia­len, metho­di­schen und kul­tu­rel­len Kom­pe­ten­zen der Teilnehmer:innen sicht­bar. Jugend­li­che, die an unse­ren Ange­bo­ten teil­neh­men, kön­nen ihren indi­vi­du­el­len Bil­dungs­pro­zess mit dem KNK zusätz­lich reflek­tie­ren. Sie wer­den aktiv in die Erstel­lung ihres Zer­ti­fi­kats ein­ge­bun­den und so gleich­zei­tig gefor­dert und geför­dert. TIM bie­tet zusätz­lich KNK-Fort­bil­dun­gen für Lehrer:innen an. Damit auch sie einen res­sour­cen­ori­en­tier­ten Blick auf ihre Schüler:innen entwickeln.

Kompetenznachweis Kultur (KNK) – das Konzept
www.kompetenznachweiskultur.de
Das Konzept der alltäglichen Lebensführung
Literaturliste zum wissenschaftlichen Hintergrund

 

Stärken sichtbar machen!

Jugend­li­che leben heu­te in einer Gesell­schaft, die an sie kom­ple­xe Auf­ga­ben stellt: sei es bei der Bewäl­ti­gung von all­täg­li­chen Situa­tio­nen in der Fami­lie, in der Frei­zeit, in der Schu­le oder bei der Pla­nung einer beruf­li­chen Per­spek­ti­ve. Sie müs­sen einen eige­nen Lebens­ent­wurf ent­wi­ckeln und in der Lage sein, die­sen immer wie­der zu hin­ter­fra­gen und ange­sichts sozia­ler, kul­tu­rel­ler und wirt­schaft­li­cher Ver­än­de­run­gen gege­be­nen­falls zu verändern.
Hier­für brau­chen Jugend­li­che neben einer soli­den Schul- und Berufs­bil­dung Fähig­kei­ten, die sich weni­ger auf die Anwen­dung von Wis­sen als viel­mehr auf einen selbst­or­ga­ni­sier­ten Umgang mit Auf­ga­ben und Pro­ble­men bezie­hen. Sie benö­ti­gen hier­für Gewiss­heit über die eige­nen Stär­ken, Mut, die Din­ge kri­tisch zu betrach­ten, Ver­trau­en in die eige­ne Kraft und die Bereit­schaft, für sich und ande­re Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Sol­che Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen sind eine wich­ti­ge Start­be­din­gung für die Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit, für die Mit­ge­stal­tung gesell­schaft­li­cher Pro­zes­se und für einen beruf­li­chen Erfolg. Sie wer­den nicht nur in der Schu­le oder in der Aus­bil­dung erwor­ben. Man ent­wi­ckelt sie eben­falls im Zusam­men­le­ben mit der Fami­lie, in der Aus­ein­an­der­set­zung mit Gleich­alt­ri­gen, in der Frei­zeit und so auch bei den Ange­bo­ten kul­tu­rel­ler Bildungsarbeit.

Das habe ich im Theater gelernt“

Die För­de­rung von Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen ist ein wich­ti­ges Anlie­gen kul­tu­rel­ler Kin­der- und Jugend­bil­dung. Krea­ti­vi­tät, sozia­les Inter­es­se, Ver­ant­wor­tungs­be­reit­schaft und Selbst­be­wusst­sein wer­den im akti­ven Umgang mit den Küns­ten oder den ande­ren Arbeits­for­men der kul­tu­rel­len Bil­dung geför­dert. So unter­stüt­zen zum Bei­spiel Thea­ter, Tanz, Rhyth­mik, Zir­kus, Musik, Lite­ra­tur, Medi­en und Bil­den­de Kunst Kin­der und Jugend­li­che, sich in der Welt selbst­or­ga­ni­siert zurecht zu fin­den. Die­se Erfah­rung machen die Fach­kräf­te kul­tu­rel­ler Bil­dungs­ar­beit jeden Tag bei ihrer Arbeit und das erfah­ren die Jugend­li­chen auch immer wie­der selbst. Bei­spiels­wei­se ist eine 18-Jäh­ri­ge seit sie­ben Jah­ren Mit­glied einer Thea­ter­grup­pe in einem thea­ter­päd­ago­gi­schen Zen­trum. Sie macht gera­de eine Aus­bil­dung zur Opti­ke­rin. Immer wie­der stellt sie fest, dass ihr die bei der Thea­ter­ar­beit ent­wi­ckel­ten Kom­pe­ten­zen hel­fen. Als sie zum Bei­spiel für eine erkrank­te Kol­le­gin im Ver­kauf aus­hel­fen soll, ist sie zuerst erschro­cken: „Das habe ich doch noch nie gemacht!“. Doch nach dem ers­ten Tag muss sie selbst fest­stel­len, dass sie sich ganz schnell in die Situa­ti­on ein­ge­fun­den hat. Sie erklärt ihren Erfolg: „Impro­vi­sie­ren – das habe ich im Thea­ter gelernt.“

Ein 15-Jäh­ri­ger berich­tet, dass er vor eini­ger Zeit begann, immer wie­der im Kin­der- und Jugend­zir­kus auf­zu­tau­chen. Zunächst nur sel­ten, dann aber mit gro­ßer Regel­mä­ßig­keit, obwohl ihm das Durch­hal­ten manch­mal sehr schwer fiel. Er nahm regel­mä­ßig am Trai­ning teil, weil er ansons­ten kei­ne Fort­schrit­te wie die ande­ren hät­te erzie­len kön­nen: „Das hat mich ange­spornt. Ich woll­te dabei sein!“. Mitt­ler­wei­le beherrscht er nicht nur die Jon­gla­ge und das Ein­rad­fah­ren, son­dern über­nimmt auch ger­ne die Rol­le des Zir­kus­di­rek­tors bei Auf­füh­run­gen. Er sagt: „Wenn man etwas kann, kann man auf sich selbst stolz sein“.

Der Kompetenznachweis Kultur – ein Bildungspass für Jugendliche

So wie die bei­den ver­brin­gen vie­le Jugend­li­che ihre Frei­zeit in kul­tur­päd­ago­gi­schen Ein­rich­tun­gen und Pro­jek­ten wie Jugend­kunst- und Musik­schu­len, Thea­ter- und Tanz­werk­stät­ten, Lite­ra­tur­bü­ros oder Medi­en­zen­tren, im Kin­der­mu­se­um, im Jugend­zir­kus. Dass jun­ge Men­schen in die­ser Zeit viel ler­nen – auch jen­seits der eigent­li­chen künst­le­ri­schen Fähig­kei­ten – steht für alle Betei­lig­ten außer Fra­ge. Kul­tu­rel­le Bil­dungs­ar­beit för­dert eine Viel­zahl von Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen: Krea­ti­vi­tät, Team­geist und Selbst­be­wusst­sein, Durch­hal­te­ver­mö­gen und Fle­xi­bi­li­tät, Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent und Impro­vi­sa­ti­ons­fä­hig­keit, um nur eini­ge zu nennen.
Die Ange­bo­te der kul­tu­rel­len Bil­dungs­ar­beit bie­ten für vie­le jun­ge Men­schen wich­ti­ge Lern­chan­cen. Die hier gesam­mel­ten Erfah­run­gen prä­gen ihre Per­sön­lich­keit, ihre Lebens­ent­wür­fe und ihre Sicht der Din­ge. Vor allem tre­ten hier ihre Stär­ken in den Vor­der­grund, von denen sie manch­mal selbst gar nichts ahnen. Stär­ken, die es wert sind, aner­kannt zu wer­den. Bis­lang gab es für die­se Lern­erfah­run­gen kei­nen sicht­ba­ren Nach­weis und damit wenig Aner­ken­nung für die in der kul­tu­rel­len Bil­dungs­ar­beit gezeig­ten Kom­pe­ten­zen. Die Wir­kun­gen kul­tu­rel­ler Bil­dung sicht­bar zu machen und Jugend­li­che durch eine deut­li­che Aner­ken­nung ihrer indi­vi­du­el­len Leis­tun­gen zu unter­stüt­zen, ist Ziel des Kom­pe­tenz­nach­wei­ses Kultur.

Der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur ist ein indi­vi­du­el­ler Bil­dungs­pass in Form eines Port­fo­li­os. Er doku­men­tiert schwarz auf weiß die in der kul­tu­rel­len Bil­dungs­ar­beit gezeig­ten Stär­ken von Jugend­li­chen. Er wur­de in enger Zusam­men­ar­beit mit Prak­ti­ke­rin­nen und Prak­ti­kern der kul­tu­rel­len Jugend­bil­dung, mit Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern aus der Kom­pe­tenz­for­schung, sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Wirt­schaft ent­wi­ckelt. Der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur besteht aus einer prä­gnan­ten Beschrei­bung der künst­le­ri­schen Akti­vi­tä­ten und der dabei deut­lich gewor­de­nen indi­vi­du­el­len Stär­ken des Jugend­li­chen. In der dazu­ge­hö­ri­gen Map­pe kön­nen Doku­men­te und Ergeb­nis­se wie Fotos, CDs, DVDs oder ande­res gesam­melt wer­den. Zum Nach­weis von Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen wur­de ein ent­spre­chen­des Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, das haupt‑, neben- und ehren­amt­li­che Fach­kräf­te der kul­tu­rel­len Jugend­bil­dung in Fort­bil­dun­gen erler­nen können.

Besondere Kennzeichen: freiwillig und individuell

Jeder Jugend­li­che ent­schei­det selbst, ob er für sei­ne Akti­vi­tä­ten in der kul­tu­rel­len Bil­dungs­ar­beit einen Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur erhal­ten möch­te. Dar­über hin­aus gehört es zum Kon­zept, dass Jugend­li­che aktiv an der Erstel­lung ihres Kom­pe­tenz­nach­wei­ses Kul­tur mit­ar­bei­ten. Auf die­se Wei­se wer­den sie für ihre eige­nen Stär­ken sen­si­bi­li­siert. Der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur gibt dem Jugend­li­chen eine deut­li­che Wert­schät­zung für das, was er außer­halb der Schu­le geleis­tet hat – der Jugend­li­che gibt sich durch sei­ne Mit­ar­beit die­se Wert­schät­zung aber auch selbst. Ein ent­schei­den­der Unter­schied zum Zeug­nis oder zur Teil­nah­me­be­schei­ni­gung. Der gesam­te Pro­zess bis zur Fer­tig­stel­lung des Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur lebt von Par­ti­zi­pa­ti­on und – durch­aus auch kri­ti­scher – Refle­xi­on. Die Teil­nah­me stellt somit für die Jugend­li­chen eine Anfor­de­rung dar, die selbst wie­der­um Kom­pe­ten­zen for­dert und för­dert. In Bewer­bungs­ge­sprä­chen kann der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur Impuls für ein Gespräch über die beson­de­ren Fähig­kei­ten sein. Der Jugend­li­che spie­gelt in die­sem Gespräch das, was der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur beschreibt, glaub­haft wider und kann über die kul­tu­rell-künst­le­ri­sche Arbeit sowie über den Pro­zess zum Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur Aus­kunft geben, weil er selbst aktiv betei­ligt war. Er ist somit der „leben­di­ge Beweis“ für die Qua­li­tät die­ses Bildungspasses.

Schlüsselkompetenzen erfassen und nachweisen

Um den Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur in der Pra­xis anwen­den zu kön­nen, müs­sen Fach­kräf­te in einem gemein­sa­men Pro­zess mit den Jugend­li­chen den Blick schär­fen für das, was in einem Kurs oder Pro­jekt gelernt wer­den kann und wel­che Wir­kung die Teil­nah­me auf den Ein­zel­nen hat. Um dies tun zu kön­nen, hat die BKJ vier Arbeits­schrit­te ent­wi­ckelt, die an die täg­li­che Pra­xis von Fach­kräf­ten kul­tu­rel­ler Jugend­bil­dung anknüpfen:

1. Schritt: Erstel­lung einer „Pra­xis­ana­ly­se″ Sys­te­ma­tisch arbei­tet die Fach­kraft im Vor­feld her­aus, wel­che Auf­ga­ben die Jugend­li­che in dem kon­kre­ten kul­tu­rell-künst­le­ri­schen Pro­jekt bewäl­ti­gen müs­sen und wel­che Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen dort poten­zi­ell erwor­ben wer­den kön­nen. Hier­für ste­hen Mate­ria­li­en zur Ver­fü­gung, die hel­fen, die­se Sys­te­ma­tik zu erar­bei­ten (Tableaus der Schlüsselkompetenzen).

2. Schritt: Beob­ach­tung Mit Beginn des Pro­jek­tes beob­ach­ten Fach­kraft und Jugend­li­cher, wie die­se Auf­ga­ben umge­setzt wer­den und wel­che Schlüs­sel­kom­pe­ten­zen sich hier­bei immer wie­der zei­gen. Der Jugend­li­che schult hier­bei sei­ne Selbst­wahr­neh­mung, in dem er sich und sein Tun in den Blick nimmt.

3. Schritt: Dia­log In Gesprä­chen tau­schen sich Fach­kraft und Jugend­li­cher über ihre Beob­ach­tun­gen aus. Es geht dar­um her­aus­zu­fin­den, wel­che Stär­ken der Jugend­li­che bei sich ent­deckt. Die­ser Dia­log kann ein­zeln, in der Grup­pe oder auf eine spie­le­ri­sche Wei­se statt­fin­den. Wich­tig ist, dass Fach­kraft und Jugend­li­cher auf Augen­hö­he mit­ein­an­der reden, um Selbst­re­fle­xi­ons­pro­zes­se zu ermöglichen.

4. Schritt: Beschrei­bung Fach­kraft und Jugend­li­cher stim­men sich dar­über ab, wel­che Kom­pe­ten­zen in den Bil­dungs­pass auf­ge­nom­men wer­den sol­len. Im Mit­tel­punkt ste­hen die indi­vi­du­el­len Stär­ken und Fähig­kei­ten des Jugend­li­chen, die bei dem kon­kre­ten Pro­jekt gezeigt wur­den. Abschlie­ßend ver­fas­sen bei­de gemein­sam einen kur­zen Text, der die­ses Pro­fil auch für Drit­te nach­voll­zieh­bar macht. Der Kom­pe­tenz­nach­weis Kul­tur wird aus­ge­füllt und an den Jugend­li­chen übergeben.

Quel­le: www.kompetenznachweiskultur.de

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